Eiskalt verzockt by Sabine Hartmann

Autor:Sabine Hartmann [Sabine Hartmann]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: CW Niemeyer
veröffentlicht: 2015-04-18T16:00:00+00:00

Gone with the wind

Ebeling grunzte wie ein waidwunder Eber.

„Der Skateboardfahrer vor dem Hotel ist uns entkommen. Trotz der Sackgasse.“

Lydia zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Weiß auch nicht, warum. Sie werden es uns erklären.“

„Bei der Geldübergabe war die Kamera zu niedrig eingestellt und hat nur den halben Weg der Tüte verfolgen können. Es hat zu lange gedauert, sie auszurichten, sodass auf den Fotos vom Fenster nur Bretter und ein Schatten zu sehen sind.“

„Wolfgang, reg dich ab, das konnte doch keiner ahnen, auch du nicht. Von oben.“

Ebeling grunzte erneut.

„Es geht noch weiter: Kein Verdächtiger hat das Haus verlassen. Im Gebäude selbst befand sich niemand mehr, als unsere Leute es durchsuchten. In dem Zimmer, von dem aus die Tüte hochgezogen wurde, fanden wir zwar ein paar Fußabdrücke, aber keine weiteren Hinweise auf den Täter. Wir wissen immerhin, dass es nur einer war und dass er Schuhgröße 43 trägt.“

Lydia nickte. „Wenigstens etwas.“

„An den Apparaturen, die der Entführer am Fenster installiert hat, sind keinerlei brauchbare Abdrücke. Gibt es auch irgendeine positive Meldung?“ Ebeling lehnte sich zurück und schloss die Augen.

„Die Entführer haben sich noch nicht gemeldet.“

„Das nennst du positiv?“

Lydia zuckte mit den Achseln. „Zumindest nicht eindeutig negativ. Moment, Telefon, da kommt eine Nachricht von einer Streife.“

Sie hörte einen Augenblick zu, fragte etwas und berichtete dann: „Ein Verdächtiger hat mit einem Motorrad den Hinterhof eines Hauses verlassen, das drei Häuser neben dem Übergabeobjekt steht. Es ist ebenfalls unbewohnt.“

„Inwiefern verdächtig?“

„Der Kollege sagt, dass er die Aufgabe hatte, den Straßenverkehr und die geparkten Wagen in der Parallelstraße zu beobachten. Falls ein Fluchtwagen dort abgestellt worden wäre.“

Ebeling nickte zustimmend. „Wir haben überall Kollegen in Zivilkleidung postiert, soweit das in der kurzen Zeit möglich war.“

„Nun, der Kollege war in Uniform. Er hörte hinter sich ein Tor aufgehen und sah einen Motorradreifen auftauchen. Daraufhin hat er sich wieder umgedreht und den Vorgang in einer Autoscheibe beobachtet. Der junge Mann, der das Moped geschoben hat, ist zusammengezuckt, als er den Kollegen gesehen hat. Nach einem Moment des Zögerns ist er weitergegangen, aufgestiegen und losgefahren. Da er sich aber nach ein paar Metern noch einmal nach unserem Kollegen umdrehte, hat er sich fast selbst zu Fall gebracht.“

„Kennzeichen?“

„Haben wir schon überprüft: rote Honda, Halter Peter Hainberg, in Extertal.“

„Kann der Kollege den Fahrer genauer beschreiben?“

„Circa 1,85 groß, recht schlank, kräftig; schwarze Lederkombi, roter Helm mit weißem Streifen.“

„Habt ihr Motorrad und Fahrer zur stillen Fahndung ausgegeben?“

„Läuft, sobald du dein Okay gibst.“

„Die sollen ihn beobachten, nicht nervös machen, nicht verfolgen und vor allem sich nicht sehen lassen. Haben wir sonst noch etwas?“

„Der Profiler sagt, dass es sich bei dem Briefschreiber in jedem Fall um einen Mann handelt, aufgrund des Satzbaus wahrscheinlich um jemanden aus der Gegend hier. Vermutlich ein jüngerer Mann. Das Papier ist ganz normales Druckerpapier. Der Brief wurde auf einem Computer getippt und mit einem Tintenstrahldrucker von Hewlett Packard ausgedruckt. Das Couvert ist Nullachtfünfzehn-Ware, möglicherweise von Woolworth oder Lidl oder so.“

„Woher, hast du gesagt, stammt das Motorrad?“

„Aus Extertal.“

„Nordrhein-Westfalen, hm. Haben wir da Befugnis?“

„Amtshilfe.“

Lydia wusste genau, dass er ihre Auskunft nicht brauchte; er wollte nur wissen, ob sie ihn decken würde.

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